Dättwil (Transkription Nr. 2288)

Schulort Dättwil
Konfession des Orts: Reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1424, fol. 302-303v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Baden
Distrikt 1799: Baden
Agentschaft 1799: Dättwil
Kirchgemeinde 1799: Baden
Ort/Herrschaft 1750: Gemeine Herrschaft Baden
Kanton 2015: Aargau
Gemeinde 2015: Baden
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Dättwil (Niedere Schule, reformiert)

ANTWORTEN
über den Zustand der Schule auf den Dättwylerhooff.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1Name des Ortes, wo die Schule ist.

Dättwylerhoof ist ein Hoof, der drey Wohnhäüser hatt

I.1.aIst es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.bIst es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Jst keine eigene Gemeinde, und gehört auch zu keiner. als anno 1745 dieser Hooff unter die Hände reformierter Bauren gekommen, usrd sich allmählig die Bewohner deßelben vermehrten, besuchten Sie wegen der Nähe den reformierten gottesdienst in Baden, und wurden auch dem Pfarrer daselbst zur Seelsorge übergeben; sie sind aber Burger in Umikon und Birr Canton Argäü.

I.1.cZu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

macht mit den anstoßenden Rüthihoof. Segelhoof, Hochstraßerhoof usw. eine eigene Agentschaft aus.

I.1.dIn welchem Distrikt?

BADEN

I.1.eIn welchen Kanton gehörig?
I.2Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Jn einer Entfernung von einer halben Stunde liegt der paritetische Hoof Rüthihoof, deßen reformierte Bewohner ihre Kinder nach dättwylen schicken sollten.

I.3Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Rüthihooff.

I.3.aZu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und

Eine halbe Stunde entfernt

I.3.bdie Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.

die Anzahlen der Schulkinder, die daher kommen, belauft sich auf 13.

I.4Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.aIhre Namen.

Baden. Fißlispach. Rohrdorf. Birmistorff. Mellingen.

I.4.bDie Entfernung eines jeden.

Baden 1/8 Stunde. Fißlispach 1/4. Rohrdorf 1 Stunde, Mellingen 3/4 Stunde und Birmistorf 3/4 St.

II.10Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Nein! wegen der geringen Anzahl der Kinder.

II. Unterricht.
II.5Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] Beten stabieren — lesen — singen — schreiben, auswendig lernen

II.6Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

die Schule wird auch im Somer gehalten alle Samstag — im Winter wird sie gehalten von Martini biß Ostern.

II.7Schulbücher, welche sind eingeführt?

das gewöhnliche a. b. c buch — der heidelbergische Catechismus — Hübener biblische Historien — das Neüe Testament — Psalmenbuch.

II.8Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

die Haupt vorschrift gehet aus das recht lesen; wegen dem Religionsunterricht: was nothwendig, das der heidelb: Catechismus gelernt werde, denn aber wies mit mehrerer genauigkeit darauf gesehen, daß die Kinder eine getroffene Auswahl Sprüche aus dem St. T. moralischen Jnhalts auswendig lernen auch Psalmen ähnlichen Jnhalts — zur leseübung haben sie neben der bibel Beckers Hülfs und Nothbüchlin, und Pothmanns Sittenbuch sie den christlichen Land.

II.9Wie lange dauert täglich die Schule?

drey stunde des morgens und zwey Nachmittag.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11Schullehrer.
III.11.aWer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

der Schullehrer wurde biß dahin von dem reformierten Pfarrer in Baden aus den zu dättwyler wohnenden Bauren gewählt, weil ihm leider keine andre Wahl offen stand

III.11.bWie heißt er?

Jakob Renold

III.11.cWo ist er her?

Burger zu Brunegg gemeinde Birr, wohnhaft auf dem dättwylerhoof

III.11.dWie alt?

alt 39 Jahr.

III.11.eHat er Familie? Wie viele Kinder?

Hatt zwey Mädchen

III.11.fWie lang ist er Schullehrer?

Jst seit 16 Jahren Schullehrer

III.11.gWo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Bearbeitete sein Land.

III.11.hHat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Besorgt den Landbau.

III.12Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

Winter und Sommer beynahe gleich Knaben 15. Mädchen 10.
25.

III.12.aIm Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.bIm Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.aIst dergleichen vorhanden?
IV.13.bWie stark ist er?
IV.13.cWoher fließen seine Einkünfte?

||[Seite 3] Seine Einkünften floßen biß dato unmittelbar von den ehemahligen ständen Zürich und Bern.

IV.13.dIst er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Nein.

IV.14Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Keins!

IV.15Schulhaus.

Schulhaus ist keines.

IV.15.aDessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.bOder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

es ist nur eine Schulstuben, in dem Haus des jedes mahligen Lehrer's, welche zugleich das Wohnzimmer der übrigen Famille ausmacht.

IV.15.cOder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

der lehrer erhaltet keinen Hauszins.

IV.15.dWer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

der lehrer selbst, da es sein Eigenthum ist.

IV.16Einkommen des Schullehrers.
IV.16.AAn Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

an Gelt von dem ehemahligen Stand Bern (zu Königsfelden bezogen) gl. 16 bz. 10
von dem ehemahligen Stand Zürich (in Zürich bezogen) fl. 15.
von dem Syndicat zu Baden für Sommer schul. fl. 5.
an Getreide von jedem Hausvatter 1/2 Viertel Fruchte ab dem dättwyhoof,
hingegen von jedem Kind, welches ab dem Rüthihoof die Schul besucht erhaltet er 16 Schilling

IV.16.BAus welchen Quellen? aus
IV.16.B.aabgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.bSchulgeldern?
IV.16.B.cStiftungen?
IV.16.B.dGemeindekassen?
IV.16.B.eKirchengütern?
IV.16.B.fZusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.gLiegenden Gründen?
IV.16.B.hFonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

I. ANMERKUNG
Da der bisherige Schullehrer im Lauff des letsten Sommers durch apoplectische Zufälle außer Stand gesezt wurde, seinem Schuldienst ferner vorzustehen; so übergabe ich seinem Bruder Johannes Renold die Besorgung der Schule zu dättwyl mit einer Gratification von 20 Franken für seine Arbeit, der er mit vielem Fleiß ablege. die Kinder auf dem Rüthihoof betreffend, wagte ich den Versuch, an diesem Ort selbst einen provisorischen Schullehrer aufzustellen, indem ich eine eigene Schulstuben einnemen konnte, und da die Zahlreichern Kinder der catolischen Bewohner nirgend hin in die Schule geschickt wurden, so ladete ich die Eltern ein, von dieser neüen Schule Gebrauch zu machen zum Besten ihrer Kinder; jezt sizen die Kinder beyder Religionen durch einander in Eintracht und Liebe, und fangen an, zu lernen — Hoffentlich gedeihet das Werk in der Zukunft noch mehr.
II. ANMERKUNG. Es würde gar nicht schwer halten, mit einer kleinen Aufopferung von Seite der Regierung auch auf dem dättwyler hoof eine eigene Schulstuben. zu errichten, indem selbige gar leicht auf dem neüerbauten Waschhaus könte angebracht werden.

Unterschrift

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